Die Sicherheit in der kommerziellen Luftfahrt

Was sind und waren die Eckpfeiler dieses Erfolgsmodells? Warum sind jahrzehntelang die Zahlen der zu beklagenden Opfer durch Unfälle stetig nach unten gegangen? Warum ist die Luftfahrt noch immer das sicherste Verkehrsmittel der Welt?
Die Antwort lautet: weil akribisch jeder Vorfall, jeder Unfall analysiert und weltweit von Unfalluntersuchungs-Behörden unter Einbeziehung von Experten aufgearbeitet wird. Schließlich wird ein Bericht verfasst und veröffentlicht, um ähnliche Vorkommnisse zu verhindern. Diese Berichte werden – mindestens von allen, mehr als 200 ICAO Staaten – gelesen und die Empfehlungen umgesetzt. Flugzeug-Hersteller, Entwickler von Komponenten, Airlines und Ausbildungsunternehmen sind in diesen Datenaustausch eingebunden und leisten ihren Beitrag zur Sicherheit.
Nicht nur Cockpit Voice Recorder und Flight Data Recorder liefern Aufschluss über die Geschehnisse, sondern natürlich auch die Aussagen von Piloten und Pilotinnen, Augenzeugen, Technikern, Fluglotsen und weiteren sicherheitsrelevanten Mitarbeitern in der Luftfahrt-Branche. Möchte man sinnvolle Aussagen, ist absolute Offenheit der beteiligten Personen eine Grundvoraussetzung. Das bedeutet manchmal auch, eigene unabsichtliche Fehler einzugestehen. In Europa (EASA Staaten) wurde dieses Prinzip durch gesetzliche Bestimmungen verstärkt (EU VO 376/2014). Dieses Redlichkeitsprinzip (Just Culture) stellt Besatzungsmitglieder und andere sicherheitsrelevante Akteure in der Luftfahrt nicht ‚über das Gesetz‘, trägt aber essentiell zur enormen Steigerung der Flugsicherheit in der Verkehrsluftfahrt der letzten Jahrzehnte bei. Seit 2014 listet die ‚International Air Transport Association – IATA’ drei Jahre auf, in denen 0 (Null) Todesopfer durch Unfall mit kommerziellen Passagierjets zu beklagen waren! 2023 war das letzte derartige Jahr und auch 2024 zeigt eine positive Tendenz.
Im krassen Gegensatz dazu stehen Ermittlungen durch Polizei und Justizbehörden, die für gewöhnlich die/den Schuldige/n suchen. Dabei bleibt der Aspekt, wie sich diese Ermittlungen künftig auf die Sicherheit auswirken, unberücksichtigt! Der ICAO Annex 13 sieht vor, dass es zu einer lückenlosen Aufklärung des Vorfalles bzw. Unfalls kommen soll, mit dem Ziel, die Sicherheit in der Luftfahrt maximal zu erhöhen. Strafverfolgung ist demnach nur im Fall von Terrorismus und offensichtlich vorsätzlich gesetzwidrigem Verhalten angebracht.
In Österreich ermittelt aktuell auch die Justiz nach einem operationellen Vorfall (ohne Personenschaden). ACA bemüht sich mit internationaler Unterstützung um strikte Einhaltung der ICAO Annex 13 Bestimmungen und Anwendung der EU VO 376/2014 (Just Culture).
Wer Angst haben muss, verurteilt zu werden und in Zukunft als vorbestraft zu gelten, wird nicht mehr offen reden können, da auch die Lizenz und die Berufsausübung auf dem Spiel steht. ACA setzt sich für die Weiterführung der erfolgreichen ‘Redlichkeitskultur’ in der kommerziellen Luftfahrt ein. Wir stehen in engem Kontakt mit europäischen und nordamerikanischen Pilotenvertretungen, die derzeit besorgt die Entwicklung in Österreich verfolgen.