Zürser Tage für Flugmedizin

Auch heuer darf ich auf dem Kongress der österreichischen Akademie für Flugmedizin die Anliegen der ACA hier einbringen.

Der Präsident der Akademie, Herr Prof. Wolfgang Köstler, betonte bei der Eröffnung des Kongresses ausdrücklich, wie wichtig ihm die Zusammenarbeit mit uns ist.

Neben spannenden Vorträgen haben wir hier die Gelegenheit, mit Flugmedizinern und Vertretern der Behörde, auch informelle Gespräche im Sinne unserer Mitglieder zu führen.

Ich konnte bei meinem Vortrag über Extended minimum crew operations recht eindrücklich auf die Gefahren dieser Entwicklung hinweisen.

Nähere Infos zu diesem Kongress wird es in der nächsten aca.info geben.

 

 

SUB veröffentlicht Zwischenbericht

Der Titel des Zwischenberichts lautet:

Störung mit dem Motorflugzeug der Type Airbus A320-214, am 09.06.2024, um ca. 15:31 Uhr UTC, nahe Grafendorf bei Hartberg, A-8320, Steiermark

Über einen sehr langen Zeitraum waren keine Verkehrsflugzeuge in Österreich in Vorfälle verwickelt, die nach ICAO eine staatliche Untersuchung mit veröffentlichtem Bericht erfordert hätten. Als Anfang Juni 2024 ein österreichischer A 320 nahe Hartberg in Hagel geriet, war eine Untersuchung durch die ‘Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes – SUB’ erforderlich.

Wir betreuen Mitglieder der ACA bei Ereignissen persönlich. In diesem Fall waren keine ACA Mitglieder involviert, ACA beobachtet aber genau die Abläufe und Fristen im Zusammenhang mit dem Vorfall. Veröffentlicht wurde heute am 10. Dezember 2024 ein ‘preliminary report’ auf Deutsch. Ein Bericht in englischer Sprache folgt demnächst (Auskunft SUB). Eine Beurteilung der Ereignisse und eventuelle Auflagen/Vorschläge zur zukünftigen Vermeidung ähnlich gelagerter Vorfälle sind Teil des erst durch die SUB zu erstellenden Abschlussberichts. Die Untersuchung dient allein den Zwecken der Flugsicherheit, eine Feststellung von eventuellen Schuld- und Haftungsfragen ist nicht Gegenstand der Sicherheitsuntersuchung.

Abschied v. Heinz Frühwirth

Am 12. November 2024 verließ nach kurzer schwerer Krankheit einer der wichtigsten Vertreter der Pilotenschaft diesen Planeten für immer: Heinz Frühwirth, Pilot, ehemaliger ACA Präsident und Ehrenmitglied der ACA.

Heinz engagierte sich bei IFALPA. Seine Expertise wurde sehr geschätzt und so arbeitete er bald im Auftrag des Weltpilotenverbandes direkt in ICAO Panels mit, u.a. bei der Erstellung des Pans ATM. Dieses Engagement hielt er viele Jahre aufrecht. Er wirkte beim RVSM Safety Monitoring mit, trug zum Volcanic Ash Contingency Plan bei, hatte Anteil an vielen Position Papers der IFALPA, und hielt zahlreiche Positionen inne, wie den IFALPA Regional Vice President Europe, ATM Chairman und ECA Technical Director bei ECA.

Darüber hinaus war Heinz ein Mensch, der für viele Freund, Motivator und Mentor war.

Mit ihm haben wir einen großartigen Piloten, Menschen und Kämpfer für die Sicherheit in der Luftfahrt verloren.

Wir werden Heinz Frühwirth immer als solchen ehrend in Erinnerung behalten.

 

Swiftair QY-5960

ACA bedauert zutiefst den Unfall der B737-400 der Swiftair am 25.11.2024, bei dem eine Person ums Leben kam und drei Crewmitglieder verletzt wurden.

Wie bei jedem Unfall soll nun eine unabhängige Kommission die Ursache des Unfalles herausfinden. Wir raten von Spekulationen ab, denn sie tragen weder zur Aufklärung noch zur Erhöhung der Flugsicherheit bei. Der Umstand, dass es Überlebende gibt, könnte bei der Aufklärung helfen.

Wie auch unsere Dachorganisation IFALPA sind wir in Gedanken bei den Familien der Opfer und wünschen den verletzten Kollegen alles Gute für die Genesung!

Ghent Study zu Beschäftigung und Wohlbefinden von Flight Crews

Mitmachen bei dieser wichtigen Umfrage!

Diese Studie soll der europäischen Politik dazu dienen, Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Hier geht es zur Umfrage für Pilot:innen. Sie dauert max. 15 Minuten und läuft noch bis zum 6.12.2024

Du erinnerst dich vielleicht an die erste Ghent-Studie über „Atypische Beschäftigungsformen im Luftfahrtsektor“ aus dem Jahr 2014. Ein Ergebnis damals war, dass sich 1 von 6 Umfrageteilnehmer in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis befand und, dass junge Piloten in sehr hohem Maße davon betroffen waren.

Hat sich seither etwas geändert? Zum Positiven oder zum Negativen?

Nun möchten wir dich einladen, an der neuen Auflage der Studie zu Beschäftigung und Wohlbefinden von Pilot:innen (und Kabinenpersonal) teilzunehmen. Diese Studie wurde von ECA, ETF, ENAA und der Universität Ghent (Belgien) mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Kommission erarbeitet.

Die erste Ghent-Studie war im Hinblick auf ihre Wirkung auf EU Institutionen enorm wichtig. Ziel dieser neuen Studie ist es, 10 Jahre danach einen klaren Überblick über die Beschäftigungslandschaft in der Luftfahrtindustrie zu geben, um bei Bedarf Gesetzesänderungen anregen und steuern zu können.

Generalversammlung wählt neuen Präsident

Bei der diesjährigen Generalversammlung, die am 18. November 2024 stattfand, wurde ein neuer ACA-Präsident gewählt: Captain Dominic Z’graggen. Er wird sich unter anderem dafür einsetzen, dass die wichtige technische Arbeit für die Flugsicherheit in gewohnter Weise fortgeführt werden kann.

In die freigewordene Vorstandsfunktion des Secretary General rückt First Officer Carina Schachinger nach.

 

KLM an der Spitze der beliebtesten Airlines – als Arbeitsplatz für Pilot:innen – Platz 7 für AUA

BRÜSSEL, 3. Oktober 2024 – Die European Cockpit Association (ECA), die 40.000 Piloten in ganz Europa vertritt, hat die zweite Ausgabe ihres Social Rating of Airlines veröffentlicht. 

KLM ist die beste Fluggesellschaft, bei der man arbeiten kann. Sie erhielt 97% Zufriedenheitswerte und übertraf damit den Titelverteidiger Air France (94%). Die Piloten lobten KLM für ihre hervorragenden Arbeitsbedingungen und die guten Arbeitsbeziehungen zur niederländischen Pilotengewerkschaft VNV. Weitere hoch bewertete Fluggesellschaften sind Icelandair (92%), Widerøe (91%), Austrian (84%) und TAP (84%), wobei letztere einen bemerkenswerten Anstieg der Zufriedenheit um 15% verzeichnen konnte.

Capt. Otjan de Bruijn, Präsident der ECA, zum Ergebnis: „Da ich selbst Pilot bin, weiß ich, wie wichtig eine faire Behandlung und gute Arbeitsbedingungen sind. Der Erfolg von KLM zeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Management und Gewerkschaften ist. Der allgemeine Rückgang der Zufriedenheit im diesjährigen Sozialrating ist jedoch besorgniserregend, und wir müssen uns um höhere Standards in der gesamten Branche bemühen.“

Das Social Rating von Fluggesellschaften

Das Social Rating of Airlines soll Pilot:innen Transparenz über die Arbeitsbedingungen verschaffen und ihnen helfen, fundierte Karriereentscheidungen zu treffen. Es ist auch ein Maßstab für Passagiere, die verstehen, dass es bei der Beförderung von A nach B nicht nur um den Preis des Tickets geht, sondern um Menschen. Die Fluggesellschaften werden in fünf Kategorien eingestuft: Social Excellence, Social Partner, Social Snail, Social Misfit und Social Junk. Diese Kategorien spiegeln das Feedback der Pilot:innen zu Schlüsselfaktoren wie Work-Life-Balance, Beschäftigungsbedingungen und Tarifverträgen wider. Die Ausgabe 2024 basiert auf den Antworten von über 6.000 Pilot:innen aus ganz Europa, die im Mai gesammelt wurden.

Trends hinsichtlich allgemeiner Zufriedenheit

Im Vergleich zur Ausgabe 2021 zeigt die Umfrage einen Rückgang der Gesamtzufriedenheit bei vielen Fluggesellschaften. Die Pilot:innen führen längere Arbeitszeiten, die Inflation und die Tarifverhandlungen nach COVID als Hauptfaktoren für diesen Rückgang an. Während einige Fluggesellschaften für ihre Ausbildungsprogramme gelobt wurden, haben viele noch immer Probleme mit der langfristigen Bindung von Piloten.

Ryanair (42%) beispielsweise wird nach wie vor als „Sprungbrett“ für Pilot:innen angesehen, auch wenn das Unternehmen eine bescheidene Verbesserung von „Social Misfit“ zu „Social Snail“ verzeichnen konnte. Wizz Air steht vor ähnlichen Herausforderungen bei der Mitarbeiterbindung, wie die Aussagen der Piloten zeigen. Obwohl Wizz Air eine rasche Karriereentwicklung bietet, hat die gewerkschaftsfeindliche Haltung dem Unternehmen ein „Social Misfit“-Ranking eingebracht.

Herausforderungen für Buzz und SmartLynx

Buzz (23%) und SmartLynx (20%), die am Ende der Rangliste stehen, wurden stark kritisiert. SmartLynx wurde wegen mangelnder Planungsstabilität und niedriger Löhne kritisiert, wobei die Pilot:innen darauf hinwiesen, dass die Fluggesellschaft Personalvermittlungsagenturen außerhalb der EU einsetzt, um die Vorschriften zu umgehen. Auch Buzz, deren Pilot:innen von Praktiken der Schein-Selbstständigkeit und einer fehlenden Arbeitnehmervertretung geplagt werden, hat weiterhin Probleme mit seinen Arbeitsbeziehungen.

Neu dabei: Discover Airlines

Discover Airlines ist mit einem Zufriedenheitswert von 65% neu in die Sozialbewertung aufgenommen worden. Trotz des soliden Gesamtergebnisses schnitt das Unternehmen bei den Arbeitsbeziehungen schlecht ab, was in erster Linie auf die kürzlich gescheiterten Tarifverhandlungen zurückzuführen ist.

Ignacio Plaza, Generalsekretär des ECA: „Diese Umfrage ist ein Weckruf für die Branche. Während einige Fluggesellschaften auf dem Vormarsch sind, erfüllen viele immer noch nicht die sozialen Standards. Unser Ziel ist es, sowohl vorbildliche Praktiken als auch Problembereiche aufzuzeigen, damit Pilot:innen und Passagiere fundierte Entscheidungen treffen können.“

Die Umfrageergebnisse mit 50 Airline-Dashboards mit Erfahrungsberichten, Rankings und detaillierten Ergebnissen findet man hier.

Für weitere Fragen kontaktieren Sie bitte:

Austrian Cockpit Association – office@aca.or.at oder tel. 01 9971787

EASA rät Airlines mittels CZIB von Flügen in den Iran ab

Am 2.10. veröffentlichte EASA ein CZIB für Flüge über den iranischen Luftraum.

In Anbetracht des iranischen Angriffs auf Israel am 1. Oktober 2024 und der Ankündigung Israels, Vergeltung zu üben, haben die Europäische Kommission und die EASA beschlossen, dieses CZIB herauszugeben, in der den Betreibern empfohlen wird, auf allen Flughöhen keine Flüge im iranischen Luftraum durchzuführen.

Am 28. September hat EASA ein CZIB für den israelischen und libanesischen Luftraum veröffentlicht.

ACA hofft, dass Airlines den Empfehlungen der EASA folgen werden und keine Risiken für Crews und Passagiere auf sich nehmen.

Two, one, none?

Fluggesellschaften und Flugzeughersteller drängen auf Extended Minimum Crew Operations (eMCO): ein umstrittenes Konzept zur Reduzierung der Cockpit-Besatzung von zwei auf einen Piloten – eine Idee, die viele in der Luftfahrt-Community entschieden ablehnen. Erfahren Sie, warum es riskant ist, auf eine/n Pilot:in zu verzichten, und hören Sie von den Präsidenten von IFALPA, ALPA und European Cockpit Association (ECA), warum zwei Pilot:innen für die Sicherheit unerlässlich sind.

Sehen Sie sich dieses augenöffnende Video an!

Die Sicherheit in der kommerziellen Luftfahrt

Was sind und waren die Eckpfeiler dieses Erfolgsmodells? Warum sind jahrzehntelang die Zahlen der zu beklagenden Opfer durch Unfälle stetig nach unten gegangen? Warum ist die Luftfahrt noch immer das sicherste Verkehrsmittel der Welt?
Die Antwort lautet: weil akribisch jeder Vorfall, jeder Unfall analysiert und weltweit von Unfalluntersuchungs-Behörden unter Einbeziehung von Experten aufgearbeitet wird. Schließlich wird ein Bericht verfasst und veröffentlicht, um ähnliche Vorkommnisse zu verhindern. Diese Berichte werden – mindestens von allen, mehr als 200 ICAO Staaten – gelesen und die Empfehlungen umgesetzt. Flugzeug-Hersteller, Entwickler von Komponenten, Airlines und Ausbildungsunternehmen sind in diesen Datenaustausch eingebunden und leisten ihren Beitrag zur Sicherheit.
Nicht nur Cockpit Voice Recorder und Flight Data Recorder liefern Aufschluss über die Geschehnisse, sondern natürlich auch die Aussagen von Piloten und Pilotinnen, Augenzeugen, Technikern, Fluglotsen und weiteren sicherheitsrelevanten Mitarbeitern in der Luftfahrt-Branche. Möchte man sinnvolle Aussagen, ist absolute Offenheit der beteiligten Personen eine Grundvoraussetzung. Das bedeutet manchmal auch, eigene unabsichtliche Fehler einzugestehen. In Europa (EASA Staaten) wurde dieses Prinzip durch gesetzliche Bestimmungen verstärkt (EU VO 376/2014). Dieses Redlichkeitsprinzip (Just Culture) stellt Besatzungsmitglieder und andere sicherheitsrelevante Akteure in der Luftfahrt nicht ‚über das Gesetz‘, trägt aber essentiell zur enormen Steigerung der Flugsicherheit in der Verkehrsluftfahrt der letzten Jahrzehnte bei. Seit 2014 listet die ‚International Air Transport Association – IATA’ drei Jahre auf, in denen 0 (Null) Todesopfer durch Unfall mit kommerziellen Passagierjets zu beklagen waren! 2023 war das letzte derartige Jahr und auch 2024 zeigt eine positive Tendenz.
Im krassen Gegensatz dazu stehen Ermittlungen durch Polizei und Justizbehörden, die für gewöhnlich die/den Schuldige/n suchen. Dabei bleibt der Aspekt, wie sich diese Ermittlungen künftig auf die Sicherheit auswirken, unberücksichtigt! Der ICAO Annex 13 sieht vor, dass es zu einer lückenlosen Aufklärung des Vorfalles bzw. Unfalls kommen soll, mit dem Ziel, die Sicherheit in der Luftfahrt maximal zu erhöhen. Strafverfolgung ist demnach nur im Fall von Terrorismus und offensichtlich vorsätzlich gesetzwidrigem Verhalten angebracht.
In Österreich ermittelt aktuell auch die Justiz nach einem operationellen Vorfall (ohne Personenschaden). ACA bemüht sich mit internationaler Unterstützung um strikte Einhaltung der ICAO Annex 13 Bestimmungen und Anwendung der EU VO 376/2014 (Just Culture).
Wer Angst haben muss, verurteilt zu werden und in Zukunft als vorbestraft zu gelten, wird nicht mehr offen reden können, da auch die Lizenz und die Berufsausübung auf dem Spiel steht. ACA setzt sich für die Weiterführung der erfolgreichen ‘Redlichkeitskultur’ in der kommerziellen Luftfahrt ein. Wir stehen in engem Kontakt mit europäischen und nordamerikanischen Pilotenvertretungen, die derzeit besorgt die Entwicklung in Österreich verfolgen.